Ebook Adolf Hitler: Die Jahre des Untergangs 1939-1945 Biographie (Adolf Hitler. Biographie), by Dr. Volker Ullrich
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Pressestimmen
Eine inhaltlich wie sprachlich brillante Analyse. [...] Diese Biografie kann aufgrund ihrer plastischen Darstellung auch den an Geschichte interessierten Laien begeistern. (Diethard Hennig Nürnberger Nachrichten 2019-01-29)Volker Ullrichs 2.000 Seiten starke Hitler-Biografie [zwei Bände] ist gut zu lesen und argumentiert präzis. (Rudolf Walther taz 2019-01-23)Vielleicht hat es des Abstands zweier Generationen bedurft, um über den Diktator mit jener kühlen Nüchternheit zu schreiben, die Volker Ullrichs [...] Biografie so eindrucksvoll durchhält. (Norbert Frei Süddeutsche Zeitung 2019-01-21)ein ebenso umfassendes wie sehr gut lesbares Werk (P.M. History 2019-07-01)ein bedeutendes Werk. Der neueste Forschungsstand findet Berücksichtigung. Der Stellenwert des Rassismus und Antisemitismus wird im Einklang mit der Forschung klar belegt. (Bernward Dörner Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 2019-01-14)Historisch genau (Wilhelm von Sternburg Frankfurter Rundschau 2018-12-06)
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Dr. Volker UllrichVolker Ullrich, geboren 1943, studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie. Der promovierte Historiker ist Autor der »Zeit« und Mitherausgeber des Magazins »Zeit-Geschichte « und lebt in Hamburg. Von 1990 bis 2009 leitete er das Ressort »Politisches Buch« bei der Hamburger Wochenzeitung. Ullrich hat zahlreiche historische Werke zum 19. und 20. Jahrhundert veröffentlicht. Bei S. Fischer erscheint 2013 sein Standardwerk »Die nervöse Großmacht. Aufstieg und Untergang des deutschen Kaiserreichs 1871-1914« von 1997 in einer Neuauflage. Für sein publizistisches Wirken wurde er mit dem Alfred-Kerr- Preis und der Ehrendoktorwürde der Friedrich-Schiller-Universität Jena ausgezeichnet.Literaturpreise:2008: Ehrendoktorwürde der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Produktinformation
Gebundene Ausgabe: 896 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 1. (4. Oktober 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783103972801
ISBN-13: 978-3103972801
ASIN: 3103972806
Größe und/oder Gewicht:
14,6 x 5,1 x 21,9 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
4.4 von 5 Sternen
7 Kundenrezensionen
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Man fragt sich, was eine neue Hitler-Biographie noch bringen kann, wo es doch schon eine so große Anzahl dieser Werke gibt, jedes an die 1000 Seiten stark oder mehr. Aber es lohnt sich wirklich, Ullrichs Schinken zu lesen. Nicht zuletzt deshalb, weil er sich gut liest, ohne dabei seinen wissenschaftlichen Charakter zu verlieren. So zu schreiben, dass der Leser seine Freude an der Lektüre hat (wenn man die bei diesem Thema überhaupt haben kann...) ist leider nur wenigen Historikern gegeben. Der strikt chronologische Aufbau - und das tageweise: am 3. Mai passierte dies, am 4 das...- ist zuweilen etwas ermüdend, aber hat doch den Vorteil, Entwicklungen genau verfolgen zu können. Einige Kapitel - wie zum Beispiel das über die Berghofgesellschaft - sind aber zeitübergreifend geschrieben.Dass das Grauen der 12 Jahre weitgehend an die Person Hitler gebunden war, der aber andererseits ohne die Millionen von großen und kleinen Helfern sein Pläne nie hätte umsetzen können, erscheint auf den ersten Blick eine nicht gerade sensationelle Erkenntnis. Sie ist aber in der Wirklichkeit alles andere als selbstverständlich, wenn man sich die Zeugnisse der Akteure im Dritten Reich, aber auch diejenigen vieler Historiker betrachtet.Dass die Biographie eigentlich eher eine historische Aufarbeitung des II. Weltkrieges ist und nicht so sehr eine Hitler-Biographie, diesen Vorwurf kann ich nicht nachvollziehen. Eroberungen durch Kriegszüge, immer mehr und und immer weiter, und die Unterjochung, Aushungerung und Vernichtung Hunderttausender waren sein Ziel seit Jahren, und darauf arbeitete Hitler zielstrebig hin. Sich selbst sah er zunehmend als größten Feldherrn des Reiches und ließ es sich nicht nehmen, selbst Detailentscheidungen persönlich zu fällen. Somit ist sein Leben ab 1939, erst recht aber seit 41/42 zunehmend durch das Kriegsgeschehen bestimmt. Ullrich beschreibt en détail, wie sehr ihn der Krieg auffrisst, vor allem nachdem eine Niederlage der nächsten folgte, so sehr, dass er nicht nur auf seine geliebten Bayreuther Opern verzichtete, sondern schließlich kaum noch aus den stickigen Bunkerräumen ohne Tageslicht herauskam. Ein physischer Verfall wird immer deutlicher sichtbar und ist auch nicht weiter verwunderlich. Wenn Hitler, der begnadete Schauspieler, seiner Umgebung und seinen Untergebenen häufig etwas vorspielte, so ist doch ohne Frage das bei weitem merkwürdigste Phänomen die Auto-Suggestion: Er spielte seine Rolle so gut, dass er sie - vor allem zum Ende des Stückes - selbst glaubte. Wie kann es sein, dass ein "Feldherr" immer noch an eine Wende des Krieges glaubt, wenn die Geschosse in seinem Garten einschlagen, dass er mit dem Feind über Gebietsansprüche verhandeln will in einem Augenblick, als dieser kurz davor ist, dem völkermordenden Dritten Reich den Todesstoß zu versetzen? Wenn Hitler nicht zu Unrecht als Schauspieler bezeichnet wird, dann hat er, zumindest in den letzten Jahren seines Auftritts, nur noch absurdes Theater gespielt. Und er hatte Mitspieler, die die ihnen zugedachte Rolle perfekt in Szene setzten, zum Beispiel die erfahrenen Generäle und Feldmarschälle (hatte gar nicht gewusst, dass es von der letzteren Sorte so viele gab), die trotz aller "männlichen" Tugenden wie Mut und Tapferkeit sich gegen besseres Wissen herunterputzen lassen wie ein paar kleine Schuljungen, um dann hündisch in den vorgegebenen Schwanengesang einzustimmen. Das alles und viel mehr beschreibt Ullrich lebendig und "spannend", wenn man das von einem wissenschaftlichen Werk sagen darf. Was könnte man von einer guten Biographie mehr verlangen?
"Man fasst sich ja immer nur wieder an den Kopf, dass wir alle diesem Irrwisch nachgelaufen sind", bemerkte der deutsche General Johannes Bruhn am Ende des Zweiten Weltkrieges. Ähnlich äußerte sich der Exilant Klaus Mann, Sohn von Thomas Mann, im selben Jahr: "Wie war es nur möglich? Diese Frage werden kommende Generationen stellen. Was befähigte diesen neurotischen Clown dazu, die Kontrolle zu erlangen über das Leben von Millionen? Was war das Geheimnis dieser phantastischen und unheilvollen Karriere?" Wie Volker Ullrich, Autor des hier rezensierten Buches, bemerkt, haben solche und ähnliche Fragen bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren (S. 668). Klar ist heute lediglich: Hitler war mehr als nur ein "Irrwisch" oder ein "neurotischer Clown" - er war die Nemesis der europäischen Zivilisation, der größte Verbrecher der Weltgeschichte, und er ist bis heute der wesentliche Grund dafür, dass die Deutschen anders auf ihre Geschichte blicken, ja notwendigerweise blicken müssen, als andere Länder. Adolf Hitler stand zwölf Jahre lang dem nationalsozialistischen Regime in Deutschland vor, und dessen Verbrechen sind nicht zu denken ohne ihn und seine alles bestimmende Rolle. Ohne ihn kein Zweiter Weltkrieg, ohne ihn kein Holocaust.Diese klaren, eindeutigen Urteile stehen auch im Mittelpunkt von Volker Ullrichs hier vorliegendem zweiten Band seiner großen Hitler-Biographie, den er fünf Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes vorgelegt hat. Damals, 2013, tauchte in einigen Rezensionen (auch in meiner bei Amazon) die Frage auf, ob es angesichts der Berge an Literatur über die größte Unperson der Menschheitsgeschichte noch einer weiteren Biographie bedürfe. Meine damalige Antwort war ein eindeutiges Ja, welches ich in meiner Rezension zum ersten Band bereits ausführlich begründet habe. Nunmehr stellt sich die Frage jedoch erneut, da in der Zwischenzeit gleichsam eine neue "Welle" an Biographien und neuen Studien über Hitler zu beobachten ist: Neben den Werken Hans-Ulrich Thamers und Wolfram Pytas ist hier vor allem die umfangreiche (wenn auch "einbändige") Biographie Peter Longerichs zu nennen, mit der sich Ullrichs zwei Bände messen müssen. Peter Longerich verfolgte einen ähnlichen Ansatz wie Ullrich, indem er, in Abgrenzung zu Ian Kershaw, Hitler wieder stärker in den Mittelpunkt der Geschichte des NS-Regimes rückte, in ihm einen omnipotenten Diktator sieht, der alle wesentlichen politischen Entwicklungen der NS-Zeit, zum Teil bis ins Detail, kontrollierte, steuerte oder auslöste.Auch Ullrich betont die zentrale Bedeutung der Person Hitlers für die Geschichte des Nationalsozialismus - was selbstverständlicher klingt, als es ist, hat doch die NS-Forschung in den letzten Jahrzehnten die Bedeutung unterschiedlichster Akteure, Gruppen und nicht zuletzt der deutschen Gesellschaft ("Volksgemeinschaft") für die Stabilität oder auch die Radikalisierung des NS-Systems und seiner Verbrechen betont, sodass die Person Hitlers zuweilen auf eine Rolle als "Moderator" des polykratischen NS-Herrschaftssystems reduziert zu werden schien. Ullrich erhob bereits 2013 den Anspruch, gegen diesen Trend anzugehen, doch ging er dabei längst nicht so weit wie Longerich, derdieNS-Diktatur gleichsam als eine "One-Man-Show" Hitlers zeichnete - und dies in durchaus überzeugender, wenn auch nicht vollends zufriedenstellender Weise (vgl. meine Rezension zu Longerichs Biographie). Ullrichs vermeintliche "Neuakzentuierung" ist dagegen vergleichsweise wenig spektakulär. Die Vorzüge seiner Biographie liegen, insgesamt gesehen, nicht in neuen interpretatorischen Akzenten, und sein Versuch, sich von Longerich abzugrenzen, wirkt wenig überzeugend: Hitler steht zwar auch für Ullrich im Zentrum des politischen Prozesses im NS-System, doch dürfe auch die Folgebereitschaft von Eliten und Gesellschaft in ihrer Bedeutung für Hitlers Herrschaft nicht unterschätzt werden (S. 13f.). Das ist weder neu noch diskreditiert es Longerichs Interpretation. Dennoch ist Ullrichs Buch insgesamt als ein absolut lesenswertes, gelungenes Standardwerk anzusehen:Im Gegensatz zu seinem ersten Band umfasst der zweite Band nur wenige Jahre - die Jahre des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945, mithin die schrecklichste Zeit von Hitlers Herrschaft, der deutschen und der europäischen Geschichte. Ullrich schildert hier eindrücklich, detailliert, spannend, quellennah und kenntnisreich, wie Adolf Hitler sein Land in den Krieg, zu vermeintlich rauschenden militärischen Erfolgen und Eroberungen, schließlich aber sukzessive in den vollkommenen Untergang führte. Sein Buch ist im Wesentlichen eine Geschichte des Zweiten Weltkrieges, wobei dem furchtbaren Massenverbrechen des Holocaust ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Beides ist absolut verständlich, und eine Biographie Hitlers in der Kriegszeit muss vor allen Dingen danach fragen, welche Rolle der Diktator bei beiden Verbrechen hatte. Ullrich stellt diesbezüglich detailliert heraus, dass Hitler, vor allem mit zunehmender Kriegsdauer, einen immer bestimmenderen Einfluss auf das Kriegsgeschehen hatte, die wesentlichen Entscheidungen bezüglich des Kriegsausbruchs und die Kriegsziele traf sowie die Verantwortung für die verbrecherische Kriegführung (vor allem in Osteuropa) und nicht zuletzt das furchtbare Kriegsende hatte. Niemals zuvor, wohl nicht einmal unter Napoleon, wurde ein großer Krieg in seinem Verlauf und Charakter derart von einem einzelnen Mann geprägt.Gleichwohl: Ullrich betont dezidiert, wie wichtig die Kollaboration und die insgesamt willfährige Gefolgschaft der Generäle war - eine der traditionsreichsten europäischen Militärorganisationen unterwarf sich dem Willen des Diktators bereitwillig und zum Teil begeistert. Dies änderte sich mit der Kriegswende 1941/42 lediglich insofern, als es immer wieder zu Konflikten mit dem alle operativen Details bestimmenden "Obersten Feldherrn" Hitler kam. Die Konflikte des Diktators mit seinen Generälen bestimmt weite Teile des Buches. Was den Holocaust anbelangt, so stellt Ullrich, in Anlehnung an Historiker wie z.B. Christian Gerlach oder Saul Friedländer, ebenfalls klar: Der Judenmord mochte sich sukzessive entwickelt haben und das Ergebnis der Partizipation vieler Tätergruppen gewesen sein: Doch ohne den Radikalantisemitismus Hitlers und die daraus resultierenden Grundsatzentscheidungen zur Verfolgung der Juden, ohne die Billigung des gesamten Prozesses durch den Diktator, hätte der Holocaust niemals stattgefunden. Hitler war mehr als eine bloße Legitimationsinstanz des Massenmords; er trieb an, er entschied mit, er wies die grundsätzliche Richtung. Dabei konnte er sich aber darauf verlassen, dass er sich in die "Einzelheiten" der Umsetzung der Grundsatzentscheidungen nicht groß einzumischen brauchte: im NS-System und angesichts der hier überragenden Stellung des Diktators an der Spitze reichte es, wenn Hitler seinen höchsten Paladinen seine "Wünsche" in den jeweiligen Politikbereichen mitteilte; für die Konkretisierung und Ausführung sorgten dann die nachfolgenden Instanzen.Ein Beispiel: Am 12. Dezember 1941, als der Massenmord an den sowjetischen Juden bereits seit Monaten im Gange war, entschied Hitler unter dem Eindruck der Kriegswende im Ostkrieg sowie angesichts des Kriegseintritts der USA, dass nunmehr alle europäischen Juden noch im Krieg umgebracht werden sollten, anstatt dass sie irgendwann nach dem "siegreichen" Krieg in ein unwirtliches Gebiet vertrieben und dort ihrem Schicksal überlassen werden sollten. In Hitlers Vorstellung, und dies sagt ebenfalls exemplarisch etwas über seine Person aus. war nicht er, sondern waren "die Juden" an Niederlagen, Kriegswende und Todesopfern schuld, standen sie hinter der feindlichen Koalition, und müssten nunmehr für all dies "bezahlen". Fanatischer Antisemitismus paarte sich bei Hitler mit brutalen Gewaltphantasien, grenzenloser Rachsucht und der Unfähigkeit, rational nach Fehlern, vor allem nicht bei sich, zu suchen. Hitler teilte seine Ansichten dann am besagten 12. Dezember 1941 den höchsten Regime-Spitzen bei einem Treffen mit - und diese sorgten dann, u.a. bei der einen Monat später stattfindenden Wannseekonferenz, für deren Konkretisierung und Ausführung, was auf die bekannten schrecklichen Deportationen und Massenmorde in den Vernichtungslagern und außerhalb hinauslief. Dieses Beispiel steht für eine Gesamtinterpretation der NS-Herrschaft und des Entscheidungsprozesses der Regimespitze, die alles andere als neu oder originell ist, sondern eher einer Bestätigung der bisherigen Forschungsergebnisse gleichkommt; einer neuerlichen, eindrücklichen Bestätigung von Hitlers maßgeblicher Verantwortung für Krieg und Massenverbrechen.Neben dieser Bestätigung des Bekannten bleibt Ullrichs Darstellung darüber hinaus dem biographischen Ansatz treu und degeneriert nicht, wie dies Ralf Georg Reuth in seiner "politischen Biographie" des Diktators unterlief, zu einer allgemeinen Geschichte des Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung Hitlers. Vielmehr arbeitet Ullrich mithilfe unterschiedlicher Quellen sehr plastisch die Entwicklung von Persönlichkeit und Gesundheit Hitlers während der Kriegsjahre hinaus: Unter dem Eindruck der sich abzeichnenden Kriegsniederlage verfiel der Diktator, der sich lange Zeit einer erstaunlich robusten Gesundheit erfreute, körperlich zusehends: Er wurde mehrmals schwer krank, musste auf aufputschende Mittel zurückgreifen, erkrankte an Parkinson und vergreiste frühzeitig. Sein Leben war geprägt von einer völligen körperlichen und geistigen Überbeanspruchung durch die Kriegführung, in die sich Hitler immer mehr vergrub, ohne sich um andere Aktivitäten zu kümmern. Seine ohnehin unangenehmen Charaktereigenschaften (Rachsucht,, cholerische Wutausbrüche, Narzissmus, völliger Mangel an Empathie und völliges Fehlen von Selbstreflexion) verstärkten sich während der Kriegsjahre im selben Maße, in dem sich die Kriegslage verschlimmerte. Dennoch war er nach wie vor in der Lage, seine Fähigkeiten zu entfalten: Seine suggestive Überredungskunst und seine Begabung, durch gekonnte Schauspielerei seine Umgebung für sich einzunehmen. So gelang es ihm immer wieder, trotz seiner - laut Ullrich - seit September 1942 vorhandenen Einsicht in die unausweichliche Kriegsniederlage (S. 358, 424f.), sich und seine Umgebung auf eine Fortsetzung des Krieges einzuschwören. Und nicht einen Moment im Krieg gab es, in dem seine Autorität Schaden auch nur infrage stand.Dieser Punkt berührt jedoch ein weiteres Mal die eingangs der Rezension aufgeworfenen Fragen nach dem "Warum?" der Folgebereitschaft von Führungskräften und Gesellschaft. Ullrich relativiert, wie erwähnt, eingangs des Buches die von Longerich vertretene Erklärung, die fast ausschließlich auf den nicht zu unterschätzenden repressiven Charakter des diktatorischen Kontrollapparats rekurriert, und verweist auf die bis in die letzten Kriegsmonate vorhandene Bindekraft des "Führer-Mythos" als Stabilitätsgrundlage des Regimes. Und zweifellos ist Ullrichs Insistieren auf die Kollaborations- und Folgebereitschaft so vieler "williger Vollstrecker" und Bewunderer in der Gesellschaft wichtig - übrigens alleine schon deshalb, weil viele Deutsche nach dem Krieg versuchten, ihr "Mitmachen" mit Verweis auf den "Zwangscharakter" des NS-Systems zu verteidigen. Doch ein erheblicher Teil des Jubels und fast alle Beteiligungen an den NS-Verbrechen, dies hat die NS-Forschung inzwischen eindrücklich herausgearbeitet, geschah freiwillig. In diesem Zusammenhang weist Ullrich auch auf die Fähigkeit des NS-Staates hin, durch sozialpolitische Maßnahmen die Gesellschaft "ruhig" zu halten. Hitler achtete innen- und sozialpolitisch tunlichst darauf, keine mit dem Ersten Weltkrieg vergleichbare Unruhe, verursacht durch Versorgungsschwierigkeiten und kriegsgesellschaftliches Chaos, entstehen zu lassen. Daneben zeigen die SS-Stimmungsberichte, aus denen Ullrich ausführlich zitiert, bei aller punktuellen Kritik, bis weit in die Kriegsjahre kaum substantielle Kritik, sondern stattdessen weitverbreitete Enpörung über das Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 sowie die ebenso verbreitete Überzeugung, dass "nur der Führer" die Lage "meistern" könne. Der "Führer-Mythos" blieb, so Ullrich in Abregnzung zu Longerich, lange die zentrale Grundlage der Regimestabilität.Was die Ausgangsfragen angeht, so muss man daher, im Anschluss an die Darstellung Ullrichs, deutlich sagen: Hitler hatte lange Jahre aus Sicht der meisten Deutschen dafür gesorgt, dass es ihnen persönlich wieder gut oder zumindest nicht schlecht ging und dass es außenpolitische und militärische Erfolge gab, mit denen sie sich identifizieren konnten. Solange es für die Mehrheit der Deutschen auf diese Weise Grund zur Zufriedenheit gab, interessierte es sie wenig, dass nationale Minderheiten oder die Menschen in anderen Ländern unter Krieg, Verfolgung und Ausplünderung zu leiden hatten; war es unwichtig, wie sehr wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Erfolge auf massiver Verschuldung aufbauten; kümmerte es sie wenig, wie skrupellos und menschenverachtend der Mann an der Spitze war. Die Antwort auf die Frage danach, weshalb das Regime so lange keiner grundsätzlichen Kritik der Bevölkerung ausgesetzt war, muss also auch lauten: Weil die meisten Menschen bis zum Bombenkrieg und den "zu Hause" sichtbaren Zerstörungen keinen Grund dazu sahen. Aus Ullrichs Biographie geht eines auch hervor: Die Deutschen mussten erst erleben, wie der von NS-Deutschland angezettelte Krieg auf die eigene Gesellschaft zurückschlug, mussten erst die desaströsen Folgen der Wahnideen Hitlers am eigenen Leib erfahren, bis sie sich von ihnen und "ihrem Führer" lösten. Und doch reichte die Stabilität des Sytems mit seinem mit ungebrochener Autorität herrschenden Verbrecher-Diktator bis buchstäblich zur letzten Sekunde aus, um das Regime zu erhalten. Es musste von außen gestürzt werden.Und auch deshalb kann Ullrich am Ende des Buches nicht umhin, sich selbst ein klein wenig zu widersprechen, Longerich entgegenzukommen und doch "das Ausmaß an Zwang und Unterdrückung", das das Regime von "Anfang an kennzeichnete", zu betonen (S. 677). Und darüber hinaus, so muss man hinzufügen, bestätigt die eindrückliche Schilderung der Entwicklung von Hitlers Führungsstil im Krieg durch Ullrich gerade diejenige Interpretation Longerichs, der Ullrich eingangs des Buches eigentlich widersprechen wollte - eine der seltsamsten Auffälligkeiten und Widersprüche des Buches: Hitlers immense Autorität, so wird deutlich, blieb durchgängig unangefochten; sein Führungsstil implizierte, dass er tatsächlich, wie Longerich bereits ausgeführt hatte, schalten und walten konnte, wie er wollte - gerade in der Kriegführung. Dass er natürlich willfähriger Handlanger bedurfte, ist unbestritten, doch ändert dies nichts an der Gesamtinterpretation: Es sei erstaunlich, beobachtete ein Mitglied von Hitlers militärischer Entourage nach dem 20. Juli 1944 in Bezug auf das Verhalten der Generäle Hitler gegenüber, "wie diese Herren, sobald sie vor dem Führer stehen, farblos würden. Alles Untergebene! [...] Die Szene werde eindeutig von Hitler beherrscht." Hitler selbst zeigte sich gegenüber Goebbels Anfang Dezember 1944 befriedigt darüber, dass er seine "Feinde im Generalstab" endlich "zum Schweigen gebracht" habe, "denn sie hätten Angst vor dem Strick", wie der Propagandaminister Hitler wiedergab. (S. 579). Mit anderen Worten: Ullrichs Ansatz, Hitler und seine Persönlichkeit wieder konsequent in den Vordergrund des NS-Herrschaftssystems zu rücken, verträgt sich sehr viel besser mit der Interpretation seines Kollegen Longerich, als Ullrich dies in dem offensichtlichem Bestreben, sich abzugrenzen, selbst offen eingestehen möchte.Ullrichs Darstellung dieser immer wieder aufs Neue mit Entsetzen zu lesenden Geschichte des Lebens und Wirkens Adolf Hitlers zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass der Autor über eine souveräne Kennerschaft des Forschungsstandes verfügt; es gibt keine erkennbaren, größeren sachlichen Fehler, und, weil Ullrich als geschichtswissenschaftlich ausgebildeter Journalist nicht aus dem Dschungel der mittlerweile hochspezialisierten NS-Forschung kommt, erliegt er auch nicht dem Reiz, eifersüchtig und selbstgefällig auf irgendwelchen eigenen Forschungsprojekten, überzogenen Thesen und akademischen Steckenpferden herumzureiten. Zu dieser souveränen Beherrschung des Themas kommt eine beeindruckende und angenehme Quellennähe, die so von keiner anderen Hitler-Biographie erreicht wird; einige Quellen sind erst vor kurzem entdeckt worden. Ullrich zitiert aus Tagebüchern von NS-Größen ebenso wie aus privaten Tagebüchern "ganz normaler Leute"; ausführlich auch aus den Stimmungsberichten des SS-Sicherheitsdienstes, von deren Quellenwert ich vor der Lektüre des Buches nicht viel gehalten habe; und aus den Erinnerungen von Militärs und Mitarbeitern Hitlers. Natürlich ist Quellennähe ein Muss für jeden Biographen, doch Ullrich gelingt es dadurch, seiner Darstellung viel mehr Leben einzuhauchen als vorherige Arbeiten.Doch hat alles immer auch seine Schattenseiten: Ullrich zitiert ausführlich aus den Goebbels-Tagebüchern, die zweifellos eine wichtige Quelle der NS-Geschichte darstellen, nicht zuletzt, weil Goebbels wohl der engste Gefolgsmann Hitlers war. Doch tut er dies derart ausführlich, dass man zeitweilig zu vergessen droht, ob man hier nun eine Biographie über Hitler oder eine über seinen Propagandaminister liest. Auch ist Ullrich dann doch nicht in der Lage, einige in der Einleitung implizierte Ansprüche wirklich einzulösen: Was war der Grund für die so weitverbreitete Kollaborationsbereitschaft der Hitler'schen Militärs? Weshalb wurde Hitlers Autorität bis zum Schluss nie wirklich angetastet? Auch hätte man gerne nochmehr über das politische und private Umfeld Hitlers, über Einzelheiten und Beispiele von internen Entscheidungsprozessen sowie über spezifische wirtschafs- und sozialpolitische Vorstellungen Hitlers gelesen. Man könnte es auch so ausdrücken: Ullrichs Quellennähe und sein ereignisnaher Schreibstil machen oft neugierig auf mehr, und diese Neugier wird dann enttäuscht. Zugegebenermaßen handelt es sich hier um Kritik auf hohem Niveau. Wer Ullrichs Buch in Verbindung mit Longerichs Studie liest, ist auf dem Höhepunkt des modernen Kenntnisstandes über die historisch so verhängnisvolle Rolle Adolf Hitlers.
Leider mehr eine Abhandlung über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges als eine Biographie.Sehr gut recherchiert (wenn auch mit einigen Ungenauigkeiten und sinnstörenden Fehlern), aber dennoch zuwenig biographisch.Durchaus lesenswert, aber weit entfernt vom 1. Band. Gemessen an diesem daher nur drei Sterne...
Volker Ullrich versteht es Geschichte spannend zu vermitteln, sodass diese Biographie sich fast wie in Romanform liest. Der zweite Band der Hitlerbiographie behandelt die Kriegsjahre bis zum Untergang. Eigentlich ist es eher ein Kriegsbericht denn eine Biographie, da Hitlers Privatleben wenig von sich preisgibt. Insgesamt kann man den zweiten Teil wiederum in zwei Teile trennen, der militärische Aufstieg sowie der Niedergang. Hitler verstand es dabei einen Kult um seine Person zu entwickeln, wo seine Paladine ihm entgegen arbeiteten, wobei diese sich gegenseitg beargwöhnten um höher in Hitlers Gunst zu steigen. Dieses System führte schliesslich zu dem Mordsystem, welches aus einem Zusammenwirken der Bürokratie und dem Militär bestand. Ein Ausweg in einer früheren Kriegsbeendigung war dadurch nicht gegeben. Hitler vermittelte gebetsmühlenartig kommende Erfolge, und konnte damit seine Entourage beeinflussen. Für Niederlagen und Rückschläge fand er jeweils einen Schuldigen, wobei er eigene Fehler ausschloss.Insgesamt eine gute Darstellung, wobei allerdings die innenpolitische Entwicklung etwas zu kurz kommt.
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